Naturhistorisches Museum Wien unterstützt Biodiversität in vollem Umfang: im Zuge des weltweiten Bündnisses für Biodiversität und der Österreichischen Biodiversitätsstrategie 2030

30. September 2020
Im Rahmen der globalen Kampagne für Biodiversität „United for #Biodiversity“, angesichts des rapiden Verlustes an Arten und Lebensräumen, unterstützt das Naturhistorische Museum Wien sowohl den Verbund europäischer sammlungsbasierter Forschungseinrichtungen als auch die Weiterentwicklung und Umsetzung der österreichischen Biodiversitätsstrategie 2030.
Bereits im Mai 2020 gab das NHM Wien bekannt, das weltweite Bündnis für Biodiversität, welches am internationalen Tag des Artenschutzes (3. März 2020) ins Leben gerufen wurde, zu unterstützen.


Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des NHM Wien sind seit der Gründung des Hauses bestrebt, die Biodiversität in all ihren Facetten zu erfassen, zu dokumentieren und ökologische Zusammenhänge zu verstehen. So wird im NHM Wien jährlich eine Vielzahl an Arten aus aller Welt neu entdeckt und beschrieben, was einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt darstellt.
 
Durch die Einbindung in nationale, internationale und globale Initiativen wie GBIF (Global Biodiversity Information Facility) und Catalogue of Life fließen diese Ergebnisse mit ein in die Kerndaten für die CBD (Convention on Biological Diversity), GEO BON (Group on Earth Observations/Biodiverstiy Observation Networks) und IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services).
Gerade die aktuelle Pandemie mit ihren unabsehbaren Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft zeigt, wie wichtig ganzheitliche und nachhaltige Ansätze zum Einleiten einer gesellschaftlichen Transformation sind, um derartigen Bedrohungen zukünftig besser begegnen zu können. Dazu leistet das NHM Wien mit seiner wissenschaftlichen Expertise und den vielfältigen Berührungspunkten mit der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag.
 
„Das Naturhistorische Museum Wien trägt bereits heute wertvolle Daten und wissenschaftliche Ergebnisse bei und hat bei der Vermittlung der riesigen Vielfalt der Erde eine wichtige Rolle. Wir werden uns verstärkt in nationalen und europäischen Debatten zur Biodiversität einbringen, um diese wissenschaftlich zu bereichern. Nicht nur naturwissenschaftlich, sondern auch geisteswissenschaftlich, da es grundsätzlich um das Mensch-Natur-Verhältnis geht“, sagt NHM Wien-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland.


Wie am 28. September 2020 in einer Presseaussendung von CETAF (Consortium of European Taxonomic Facilities) bekannt gegeben wurde, treten alle 37 Mitglieder von CETAF – bestehend aus naturwissenschaftlichen Museen wie dem NHM Wien, botanischen Gärten, Zoos, Parks, Aquarien und Wissenschaftszentren aus 22 europäischen Ländern – dem weltweiten Bündnis für Biodiversität „United for #Biodiversity“ bei, was eine ideale Grundlage für gemeinsame globale Ansätze bietet.
 
Die CETAF-Mitglieder widmen ihre Arbeit dem Studium, dem Kuratieren, der Erhaltung und der Öffnung der Sammlungen von 1,5 Billionen Objekten, die rund 80% der weltweit beschriebenen Arten beinhalten. Die Ressourcen, die Expertise und das Wissen soll dem weltweiten Bündnis zugutekommen und helfen, in der Gesellschaft Bewusstsein für die Umweltkrise zu schaffen und wie sie sich auf Biodiversität auswirkt.
 
Als eine dieser Mitgliedsinstitutionen ist das Naturhistorische Museum Wien in der Forschung zu Biodiversität stark aktiv und leistet auch zur Biodiversitätsstrategie Österreich 2030 einen konsultativen Beitrag. Das NHM Wien begrüßt, dass die Republik Österreich eine Biodiversitätsstrategie entwickelt und mit weiteren Strategien des Klimaschutzes und einer nachhaltigen Entwicklung angesichts des Globalen Wandels verknüpfen will und unterstützt dieses Anliegen sowohl im Bereich der Forschung als auch in der Öffentlichkeitsarbeit.
 
Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am NHM Wien sind umfassende Vorhaben relevant, um Biodiversität strategisch zu schützen. Das Museum begrüßt die Vielzahl der Maßnahmen, die sowohl die unterschiedlichen handelnden Sektoren und Stakeholder adressiert als auch auf eine Vielzahl von Ökosystemen abzielt.
Es wäre außerdem wichtig, den biologischen Fachgesellschaften den Rücken zu stärken. Diese sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den Sammlungen, der Forschung und einer breiten Öffentlichkeit. In den Fachgesellschaften treffen Wissenschaftler*innen und Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammen und die Fachgesellschaften leisten wichtige Beiträge in der öffentlichen Bildung sowie speziell der taxonomischen und faunistischen Forschung, u.a. in Kooperation mit dem NHM Wien.
 
Das NHM Wien befürwortet, dass dem Wissenstransfer und auch Citizen Science in dem Strategieentwurf eine so große Bedeutung beigemessen wird und schlägt vor, auch dialogische und deliberative Formate zu stärken, um die teilweise unterschwelligen Werte- und Interessenkonflikte zu erkennen und damit bearbeitbar zu machen. Ein Beispiel ist die Debatte um den Wolf. Am NHM Wien wird ein Format erprobt, das Besucherinnen und Besucher ab Dezember in die Meinungsbildung einbeziehen wird.
 
Die Vielzahl der Maßnahmen erfordert eine begleitende Forschung. Das NHM Wien begrüßt, dass das nationale Biodiversitätsmonitoring ausgebaut werden soll. Die zu erwartende Flut an neuen Daten bedarf einer Strategie, um Datenflüsse und Datenzugänglichkeit nach den FAIR-data Prinzip zuzulassen. Das heißt, dass die Daten auffindbar (F wie Findable), zugänglich (A wie Accessible), das Verbinden verschiedener Formate zulassend (I wie Interoperable) und für weitere Zwecke nutzbar (R wie Re-useable) sein müssen.
 
Als Teil des Biodiversitätsmonitoring schlägt das NHM Wien vor, dass die Entwicklung, Umsetzung und vor allem die Wirksamkeit gesetzter Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Biodiversität durch interdisziplinäre Forschung begleitet und überprüft werden. Dabei sind neben den naturwissenschaftlichen Disziplinen, zuvorderst der Biologie, die Sozial- und Geisteswissenschaften einzubinden.
 
Das NHM Wien unterstützt in vollem Umfang die vorgeschlagenen Maßnahmen zu Öffentlichkeitsarbeit und Medien sowie zu Bildung und Bewusstseinsbildung. Empfehlenswert ist hier vor allem, verstärkt mögliche Interaktionen (Synergien und Konflikte) von Biodiversitätsschutz mit anderen Bereichen des menschlichen Wohlbefindens (z.B. Gesundheit, Sicherheit, Wirtschaftswachstum, Gleichberechtigung) zu thematisieren.
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