Buchpräsentation: „Insektengeflüster. Über das verborgene Leben auf sechs Beinen“ von Dominique Zimmermann

27. März 2024
Wussten Sie, dass es sklavenhaltende Ameisen gibt und Termiten ihre Nester mit Klimaanlage bauen und darin Pilze züchten? Dass Insekten zum Überwintern in den Süden ziehen und extrem potentes und schmerzhaftes Gift produzieren?
Diese und viele weitere, unglaubliche Fakten finden sich in Dominique Zimmermanns neuem Buch “Insektengeflüster. Über das verborgene Leben auf sechs Beinen", das im Leykam Verlag erscheint.

Die Autorin ist Kuratorin der Hautflügler-Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien und widmet ihr neuestes Werk den Menschen, die das Leben auch im Kleinen sehen. Nach der umtriebigen Insektenforscherin ist übrigens seit kurzem auch ein Käfer benannt. Ihr Credo: Beschäftigen wir uns mit Insekten. Denn ohne sie gäbe es uns Menschen nicht!

Ihre Artenvielfalt und ihre Anzahl übersteigen die aller anderen Tiere an Land. Sie sind also nicht unsere unscheinbaren Mitbewohner auf diesem Planeten – sie sind die Mehrheit. Und als solche spielen sie eine entscheidende Rolle für unser Ökosystem. Dabei können wir einiges lernen: von Architektur über Artenvielfalt bis hin zu Altruismus. Um die Harmonie zwischen Menschen und Natur zu sichern, braucht es Wissen und Empathie. Es gibt nur eine Welt für alle Lebewesen: Erhalten wir sie!

Am Mittwoch, dem 17. April 2024, um 18:30 Uhr findet im NHM Wien die Buchpräsentation statt.

Programm

Grußworte
Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin NHM Wien

Über das Buch und die Autorin
Prof. Dr. Michael Ohl, Museum für Naturkunde Berlin

Im Gespräch: Wie beeinflussen Insekten unser Leben?
Mag. Ines Méhu-Blantar (Leiterin des Deck 50, Wissenschaftskommunikation) und Dr. Dominique Zimmermann (Autorin und Kuratorin), beide NHM Wien

Dominique Zimmermann im Prolog zu ihrem neuen Buch:

Den meisten Menschen bleiben Insekten verborgen. Nur manchmal treten sie kurz in Erscheinung. Etwa wenn uns eine Stechmücke mit ihrem Summen in der Nacht den Schlaf raubt, uns der hektische Zick-zack-Flug der Wespe beim Picknick verunsichert oder wir die Packung Reis entsorgen, weil daraus eine Motte krabbelt.
Doch diese, die Regeln des guten Benehmens missachtenden, Vertreter sind nur Randerscheinungen – ein winziger Anteil einer unvorstellbaren Diversität. Denn Insekten sind die vielfältigste Organismengruppe der Erde. Mit über einer Million wissenschaftlich beschriebenen Arten ist unser Wissen um sie reichhaltig, und mit einem Vielfachen an noch nicht entdeckten Arten unser Unwissen ebenso.
Jede Art hat ihren Platz in der Welt, ihre Nische, die im Laufe der Evolution entstanden ist, und erfüllt Aufgaben, die unseren Planeten zu dem unglaublichen Ort machen, der er ist. Im Naturhistorischen Museum Wien sind Insekten alles andere als verborgen. Rund dreizehn Millionen Individuen umfasst die wissenschaftliche Sammlung. Hier bin ich für die Hautflügler, also Bienen, Wespen und Ameisen, verantwortlich. Meine Aufgabe ist es, sie zu ordnen, zu bewahren, zu erforschen und der Öffentlichkeit näherzubringen. Sammlungen mit toten, genadelten Insekten könnten den Eindruck erwecken, nicht mehr zeitgemäß zu sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. An ihnen wird aktiv geforscht, und zwar zu vielen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft gegenwärtig steht.
Sie sind Archive der Biodiversität und – neben der Natur selbst – der wichtigste Ort, um den Artenreichtum der Lebewesen zu erforschen, mit denen wir die Erde teilen. Wissenschaftler:innen entdecken hier neue Arten, beschreiben sie und tragen dazu bei, ihre tatsächliche Vielfalt mitsamt genauen Verortungen zu erfassen. So können sie feststellen, welche Gebiete am dringendsten geschützt werden müssen.
Die Sammlungen sind Fenster in die Vergangenheit, durch die wir nachvollziehen können, wie sich die Verbreitung von Arten in Zusammenhang mit Veränderungen der Umwelt entwickelt hat. Auf diesem Weg konnte der Rückgang ihrer Vielfalt in den letzten Jahrzehnten an einigen Orten der Erde nachgewiesen werden. Neben der Abnahme an Biomasse macht der Artenschwund das aktuelle Insektensterben aus. Es ist ein Symptom der globalen Biodiversitätskrise, die mitsamt der Klimakrise eine der größten Gefahren darstellt, vor der wir derzeit stehen.
Begleiten Sie mich auf eine Reise in die faszinierende Welt der Insekten, auf der wir Hosenbienen begegnen, mit Monarchfaltern und Schwebfliegen übers Gebirge gleiten, auf der Lauer liegende Gottesanbeterinnen beobachten und metallisch-bunt schillernde Goldwespen bewundern. Insekten sind überall um uns herum, in der Wiese, im Wald und in der Stadt, doch ihre Stimme gleicht eher einem Geflüster. Hören wir genau hin und lassen wir uns auf diese wenig bekannte Welt ein, so erfahren wir, auf welch vielfältige Weise sie das Ökosystem der Erde beeinflussen, das unsere Lebensgrundlage darstellt, und wie wir wiederum Einfluss auf ihr Dasein nehmen.
Ich bin überzeugt, dass es für jeden Menschen eine Bereicherung ist, sich auf dieses Leben im Kleinen einzulassen. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an alle Sechsbeiner und ein Appell, Insekten als Lebewesen wahrzunehmen, ihre Lebensräume zu schützen und die Biodiversität des Planeten so gut es geht zu bewahren.
Es ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten geht es um persönliche und wissenschaftliche Zugänge zu Insekten, ihre Vielfalt und unfassbar große Biomasse, um faszinierende Phänomene wie Insektenwanderungen und die Architektur von Termitenbauten. Den Abschluss macht mein spezielles Forschungsgebiet, die Welt der Hautflügler. Der zweite Teil fokussiert sich auf die Lebensrealität der Insekten in der Gegenwart, erklärt die Ursachen ihres Sterbens und erläutert, wieso uns das unmittelbar betrifft. Er verhandelt die Fragen, wie das harmonische Zusammenleben von Menschen und Insekten aussehen kann und wie wir über Empathie neue Wege finden, uns für eine Erde einzusetzen, auf der Platz für alle ist.
In meinen Geschichten greife ich auf viele Forschungsergebnisse, Gedanken und Erkenntnisse anderer zurück. Ich habe mich bemüht, sie weitgehend in den Referenzen sichtbar zu machen und Interessierten damit das Eintauchen in ein Thema zu ermöglichen. Auch viele der Gedanken zu dem, was falsch läuft und was wir besser machen können, sind nicht zum ersten Mal gedacht. Etliche Menschen forschen dazu oder arbeiten daran, sie umzusetzen, sei es im Garten, im Grätzel*, im Nationalrat oder in der EU-Kommission. Ich kann viele Bereiche hier nur streifen, während man zu jedem ein ganzes Buch schreiben könnte. Dennoch hoffe ich, dass mein Streifzug durch die Welt der Insekten für Sie bereichernd ist, und dass damit ein kleiner Beitrag zur Sichtbarkeit und zum Schutz der wenig bekannten Wesen geleistet wird. Denn für die Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen, entwickeln wir eher eine tiefe Wertschätzung und den Willen, sie zu bewahren.

Dominique Zimmermann, geboren 1981 in Wien, ist Entomologin und Kuratorin im Naturhistorischen Museum in Wien. Im Fokus ihrer Forschung stehen Wildbienen und andere Stechimmen, insbesondere der Artenrückgang und dessen Ursachen. Darüber hinaus unterrichtet sie an der Universität Wien. Zimmermann ist Mitverfasserin des Insektenmanifests, das im Rahmen des Kunstwerks „Walk of Insects“ des österreichischen Künstlers Edgar Honetschläger 2023 in 13 Bodenplatten vor der Universität für Bodenkultur verewigt ist. Wissenschaftskommunikation ist ihr ein besonderes Anliegen, dem sie u.a. als Vorstandsmitglied des Vereins GoBugsGo nachgeht.

Aviso:
Die Abteilung für Wissenschaftskommunikation des NHM Wien bietet von 8. bis 20. Mai 2024 bei den Familien- und Open-Lab-Schienen das Thema „Wiese, Insekten, Blütenbesucher“ an.
Details finden Sie hier: www.nhm.at/veranstaltungsprogramm

Rezensionsexemplar: roxana@wolkenlos-agentur.at

Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leitung Presseabteilung, Pressesprecherin
https://www.nhm.at/irina_kubadinow
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410
irina.kubadinow@nhm.at

Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS
Presseabteilung
https://www.nhm.at/nikolett_kertesz
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626
nikolett.kertesz@nhm.at






Dr. Dominique Zimmermann, Leiterin der Hautflüglersammlung des NHM Wien
© Naturhistorisches Museum Wien, Chloe Potter
Dr. Dominique Zimmermann, Leiterin der Hautflüglersammlung des NHM Wien
© Naturhistorisches Museum Wien, Chloe Potter
Dr. Dominique Zimmermann, Leiterin der Hautflüglersammlung des NHM Wien
© Naturhistorisches Museum Wien, Chloe Potter
  
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