: Tiefseeproben von der Pola-Expedition 1891 © NHM Wien, Alice Schumacher
Tiefseeproben von der Pola-Expedition 1891 © NHM Wien, Alice Schumacher

Sammlungen 

Die Geologisch-Paläontologische Abteilung beherbergt sechs Hauptsammlungen. Die Sammlungen Evertebrata Känzoikum (PD. Dr. Oleg Mandic ), Evertebrata Mesozoikum (PD Alexander Lukeneder ) und Evertebrata Paläozoikum (Univ. Prof. Dr. Mathias  Harzhauser) sind am umfangreichsten.

Die Sammlung Fossile Wirbeltiere (PD. Dr. Ursula Göhlich), die Paläobotanische Sammlung (Dr. Chris Mays ) und die Mikropaläontologische Sammlung (Dr. Anna Weinmann ) sind drei weitere Hauptsammlungen mit eigenen Kurator*innen. Drei kleinere Spezialsammlungen sind die Sammlung Fossile Spuren, die Bernstein Sammlung und die Sammlung Fossile Insekten (Univ. Prof. Dr. Mathias  Harzhauser). 

Die Geschichte der Sammlung von 1807 bis 2019 wurde von Harzhauser & Krenn (2023) und Harzhauser et al. (2023) publiziert. 
 
 
Harzhauser, M., Krenn, M. 2023. The geological-paleontological collections of the Natural History Museum Vienna. An exhaustive evaluation of provenance context (1807 to 1918). Annalen des Naturhistorischen Museums Wien, Serie A, 124, 73–99.
http://verlag.nhm-wien.ac.at/pdfs/124A_073099_Harzhauser.pdf
Harzhauser, M., Göhlich, U.B., Kroh, A., Lukeneder, A., Mandic, O., Nichterl, T., Weinmann, A.E., Krenn, M. 2023.. Annalen des Naturhistorischen Museums Wien, Serie A, 124, 101–124.
http://verlag.nhm-wien.ac.at/pdfs/124A_101124_Harzhauser.pdf


Mesozoische und känozoische Wirbellose stellen den Hauptteil der paläontologischen Objekte in der Sammlung der Geologisch-Paläontologischen Abteilung dar. Die lange Tradition mit Forschungsschwerpunkten im Bereich spät-kreidezeitlicher und neogener Weichtiere und trias- und jurazeitlicher Kopffüßer schlug sich auch in den Sammlungen als Schwerpunkte nieder.


  • Evertebrata Känozoikum

Mit 4.500.000 Objekten ist die Sammlung die größte innerhalb der Geologisch-Paläontologischen Abteilung. Sie umfasst zwei große getrennte Sammlungskomplexe. Den ersten bildet die systematische Sammlung fossiler Wirbelloser der Erdneuzeit. Ein besonders bedeutender Teil dieser Sammlung ist die hunderttausende Exemplare umfassende Sammlung an känozoischen Mollusken, die einen hohen Anteil an Typen beinhaltet. Weitere bedeutende Komplexe sind die känozoischen Bryozoen und die Krebse. Der zweite große Sammlungskomplex umfasst die regional-stratigraphische Sammlung, in der die Fossilien nach geographischen und stratigraphischen Gesichtspunkten gegliedert sind.
 
 
Ansprechperson
  • Evertebrata Mesozoikum

 
Die Sammlung umfasst rund 300.000 Objekte aus der ganzen Welt. Die Sammlung beinhaltet Fossilien aus einem Zeitraum von 251 bis 66 Millionen Jahren. Schwerpunkte der Sammlung bilden dabei insbesondere Ammoniten und andere Weichtiere des alpinen Mesozoikums und aus den Ländern der ehemaligen Habsburger Monarchie. Vielfach wurden in den letzten Jahren auch Sammlungskomplexe durch Schenkungen und Erbschaften in diese historische Sammlung integriert. Zu den herausragendsten Sammlungskomplexen zählen die Fossilien von Polzberg (Triassische Konservat-Lagerstätte, Österreich), St. Cassian (Trias, Südtirol), von Ernstbrunn (Jura, Österreich) und aus der Gosau (Kreide, Österreich). Viele der Objekte der Sammlung haben hohen historischen Wert, da ein Großteil der vertretenen Fundstellen heute nicht mehr zugänglich sind oder ausgebeutet wurden.
 
Ansprechperson
 
  
  • Evertebrata Paläozoikum

 
Die paläozoische Sammlung der Geologisch-Paläontologische Abteilung des NHM Wien beinhaltet Fossilmaterial von etwa 1200 Fundorten aus allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis. Historisch bedingt bildet Material von europäischen Fundorten mit mehr als 80% den Schwerpunkt der Sammlung, gefolgt von nordamerikanischem Material mit ca. 10%.
 
Die Sammlung beinhaltet Material aus 43 Ländern, allen voran solchen in denen fossilreiche Vorkommen paläozoischer Gesteine vorhanden sind, welche im 19ten Jahrhundert kommerziell abgebaut wurden. So stammt rund 30% des Materials aus dem Paläozoikum des Prager Beckens und wurde zum Teil im Tausch und Kauf von prominenten Forschern wie Joachim Barrande (1799–1883) erworben. Nach Material aus der heutigen Tschechischen Republik ist vor allem Material aus Deutschland (16%), den USA (9%), Österreich (8%) und Schweden (6%) vertreten. Größere Fundkomplexe sind weiters aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, Polen und Russland vorhanden.
 
Ein großer Teil der Sammlung stammt aus Ablagerungen des Karbons (ca. 39%), gefolgt von devonischem (21%) und silurischem Material (15%). Viele der Funde wurden im 19ten Jahrhundert durch intensive Ankaufs- und Tauschtätigkeit mit anderen Institutionen (wie auch als Geschenke) während des Aufbaus der Sammlungen des NHM Wien erworben.
 
Ansprechperson
Univ. Prof. Dr. Mathias Harzhauser
 
Etwa 500.000 Einzelobjekte stehen in der wirbeltierpaläontologischen Sammlung für die wissenschaftliche Erforschung zur Verfügung. Darunter befinden sich auch mehr als 150 Holotypen, anhand derer fossile Wirbeltierarten erstmals beschrieben wurden.


  • Fossile Säugetiere


Das NHM Wien beherbergt einige hunderttausend fossile Knochen und Zähne von ausgestorbenen Säugetieren. Sie stammen sowohl aus historischen Aufsammlungen des 19. Jahrhunderts als auch aus Grabungen und Expeditionen der jüngeren Vergangenheit. Der Schwerpunkt liegt auf miozänen und pleistozänen Fundstellen Österreichs sowie des europäischen Auslands. Zahlreiche Gastforscher*innen aus der ganzen Welt konsultieren regelmäßig die fossile Säugetiersammlung um z.B. die berühmten miozänen Referenz-Faunen von Kohfidisch (Österreich), Devínska Nová Ves (Slowakei), Samos, Pikermi (beide Griechenland) und Maragheh (Iran) zu studieren. Auch das wissenschaftliche Interesse an der Sammlung Miozäner Primaten-Funde aus verschiedenen Europäischen Fundstellen ist groß. Einen weiteren bedeutenden Sammlungsteil stellen die fossilen Großsäuger der Eiszeit dar. Das NHM Wien beherbergt unter anderem eine der weltweit größten Sammlungen von Höhlenbären-Fossilien sowie eine bedeutende eiszeitliche Großsäugerfauna aus Südamerika. Von besonderem wissenschaftlichen Wert sind die etwa 30.000 stratigraphisch bedeutenden Kleinsäuger-Zähnchen aus dem Paläogen und Neogen von Österreich und der Mongolei.
 
  • Fossile Vögel


Die Paläornithologische Sammlung umfasst etwa 1500 fossile Vogelreste aus dem Paläogen, Neogen und Pleistozän von Österreich und dem europäischen Ausland. Von internationaler Bedeutung sind des Weiteren die historischen Sammlungen fossiler Moa-Skelette aus Neuseeland sowie der Elefanten-Vögel aus Madagaskar.
 
  • Fossile Amphibien und Reptilien


Wissenschaftlichen Weltruf genießt die umfangreiche Sammlung fossiler Amphibien aus der karbonen Gaskohle von Nýřany (Tschechien), die am NHMW beheimatet ist. Bedeutend sind auch die terrestrischen Reptilien aus der triassischen Karroo-Formation Südafrikas sowie die reichhaltigen fossilen Reste mariner Reptilien (zum Beispiel Sauopterygia) der Trias, welche u.a. aus Bayern, Baden-Württemberg, Schlesien und Südtirol stammen. Einer der aufsehenerregendsten österreichischen Funde, das Meeresreptil Mystriosuchus, wurde auf etwa 2000 Meter im Toten Gebirge geborgen. Bedeutende Wirbeltier-Fossilien der Jura-Zeit umfassen einige herausragende Skelette von Krokodilen, Flugsauriern und Fischsauriern aus Fundstellen in Deutschland (zum Beispiel Solnhofen, Holzmaden) und England. Besondere Reptilien-Highlights der Kreide-Zeit sind die Skelette der Dinosaurier Protoceratops und Psittacosaurus aus der Mongolei, das Skelett einer der ältesten Meeresschlangen (Pachyophis) aus Bosnien-Herzegowina und das fünf Meter lange Skelett der riesigen Meeresschildkröte Archelon aus den USA. Darüber hinaus beherbergt das NHM Wien eine reichhaltige fossile Herpetofauna aus dem Miozän verschiedener österreichischer Fundstellen. Erwähnenswert ist hierbei vor allem die Sammlung der fossilen Schildkröten-Reste.
 
  • Fossile Fische


Der Großteil der etwa 13.000 Reste umfassenden Sammlung fossiler Fische stammt aus dem Paläogen und Miozän von Österreich und dem europäischen Ausland. Er umfasst u.a. eine bedeutende Sammlung der berühmten eozänen Fischfauna vom italienischen Monte Bolca, miozäne Fischfossilien aus verschiedenen historischen Ziegelgruben Wiens oder des Steinbruchs St. Margarethen im Burgenland. Nicht minderbedeutend sind die fossilen Fische aus dem Mesozoikum und Paläozoikum. Hervorzuheben sind z.B. die reichhaltigen Fischfaunen aus der Trias vom Polzberggraben bei Lunz oder aus dem oberitalienischen Raibl, die Jura-Fische aus der Gegend um Solnhofen in Deutschland oder die kreidezeitlichen Fischfaunen aus dem Libanon und Brasilien. Aber auch an den Fischfaunen des Erdaltertums besteht reges internationales wissenschaftliches Interesse. Auch hier hat das NHMW einiges zu bieten, wie z.B. die Sammlung devonischer Fische aus Kanada und Russland, karbonischer Fischfaunen aus Großbritannien und Tschechien oder permischer Fische aus dem Rotliegenden von Böhmen oder aus dem Kupferschiefer von Thüringen und Hessen.
 
Ansprechperson
 
Der Ursprung der Sammlung reicht zurück ins 18. Jahrhundert. Der Kern der Sammlung (ca. 10.000 Objekte) wurde 1879 von Constantin von Ettingshausen (1826–1897) erworben, der als Paläobotaniker an der Universität Graz wirkte.

Auf Basis dieses Materials wurde auch die erste paläobotanische Schausammlung erstellt. Zahlreiche Schenkungen, Ausgrabungen und Ankäufe bereicherten die Sammlung seither. Sie enthält Pflanzenfossilien aller Epochen, mit Schwerpunkten in Karbon, Trias, Kreide und Känozoikum. Viele der in der Sammlung dokumentierten Aufschlüsse existieren nicht mehr, was dem Material besondere Bedeutung verleiht. Von den rund 125.000 Objekten sind mehr als 8.200 Objekte Typen und Abbildungsoriginale.
 
Während seiner Tätigkeit in Graz gründete Ettingshausen eine weitere bedeutende paläobotanische Sammlung, die Funde der damals bedeutendsten Fundstellen Europas umfasst. Viele der über 12.000 Objekte wurden durch Ettingshausen beschrieben und illustriert. Diese Sammlung ist Eigentum des Instituts für Botanik der Universität Graz. Im Rahmen der Umgestaltung des Instituts beschloss die Universität Graz im Jahr 2020, die Ettingshausen-Sammlung als Dauerleihgabe an das Naturhistorische Museum Wien abzugeben.

Ansprechperson
Univ. Prof. Dr. Mathias Harzhauser

Die Sammlung beinhaltet eine Vielzahl von Mikrofossilien aus aller Welt. Die mehr als 50.000 Objekte liegen in Form von Gesteinshandstücken, Dünnschliffen und Einzelobjekten in Fläschchen oder Mikro-Zellen vor.
 
Den Kern der Sammlung bilden die Foraminiferen, deren Sammlungsursprünge bereits ins späte 18. Jahrhundert zurückreichen und von den Pionieren der Mikropaläontologie Leopold von Fichtel (1770–1810) und Johann Paul Carl von Moll (1735–1812) beschrieben wurden. Zu den bedeutendsten Sammlungen gehört das Material von August Emanuel Reuss (1811–1873) und Felix Karrer (1825–1903), das zahlreiche Typus-Exemplare beinhaltet. Hinzu kommt Vergleichsmaterial des französischen Paläontologen Alcide Dessalines d'Orbigny (1802–1857). Jüngeren Datums ist die Sammlung von Fred Rögl. Stratigraphisch und geographisch umfassen die Sammlungen in erster Linie Objekte aus dem Känozoikum der Paratethys und des Mittelmeerraums. Vergleichssammlungen aus aller Welt beinhalten umter anderem Material von Henry Bowman Brady (1835–1891) von der Challenger-Expedition und von Axel Theodor Goës (1835–1897) und Hans Martin Bolli (1917–2007) aus der Karibik.
Neben den Foraminiferen beherbergt die mikropaläontologische Sammlung auch Ostrakoden von August Emanuel Reuss und Kurt Kollmann (1915–1982), Nannoplankton von Erwin Kamptner (1889–1972) und Kalkalgen von Julius Pia (1887–1943).
 
Ansprechperson
Dr. Anna E. Weinmann

  
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