Pressegespräch anlässlich des internationalen Textilien-Kongresses in Hallstatt
19. Mai 2014
Das NHM Wien und Salzwelten laden zum Pressegespräch: Über 200 internationale TextilarchäologInnen tagen in Hallstatt: Prähistorische
Textilfunde geben Auskunft über Modegeschichte und die damit verbundenen Handwerkstechniken.
Einladung zum Pressegespräch:
am Dienstag, dem 20. Mai 2014, um 10.30 Uhr im Restaurant "Rudolfsturm" (Eingang Hallstätter Hochtal) mit anschließender Besichtigung der Originalfundstellen der Textilien im Prähistorischen Bergwerk Hallstatt
Ablauf:
Begrüßung durch
- Alexander Scheutz, Bürgermeister von Hallstatt
- Dr. Herbert Kritscher, Wirtschaftlicher Geschäftsführer und Vizedirektor NHM Wien
Zur Kooperation zwischen Salzwelten und NHM Wien
- Kurt Thomanek, Geschäftsführer Salzwelten
Über die Neuaufstellung der Prähistorischen Sammlung des NHM Wien
- Dr. Anton Kern, Direktor der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien
Der Hallstätter Salzberg - eine einmalige archäologische Fundstelle
- Mag. Hans Reschreiter, Prähistorische Abteilung des NHM Wien
Eisenzeitliche Textilkunst aus Hallstatt
- Dr. Karina Grömer, Prähistorische Abteilung des NHM Wien
Dr. Karina Grömer zum Textilien-Kongress im O-Ton finden Sie hier.
Über das 12. Nordeuropäische Symposium für archäologische Textilien (NESAT)
- Dr. Lise Bender Juergensen, Universität Trondheim, Norwegen
Vom 21. bis 24. Mai 2014 tagen über 215 TeilnehmerInnen aus rund 28 verschiedenen Nationen (alle europäische Staaten sowie die USA, Israel, Australien, Neuseeland und Japan) beim 12. NESAT-Symposium in Hallstatt.
Das Nordeuropäische Symposium für archäologische Textilien (NESAT) findet seit 1981 alle drei Jahre statt und befasst sich mit Funden aus ganz Europa. Zu den Teilnehmern zählen u.a. TextilarchäologInnen, HistorikerInnen, KunsthistorikerInnen, NaturwissenschaftlerInnen, Textilrestau-ratorInnen, HandwerkerInnen und Autodidakten. So wird es möglich, textilarchäologische Themen von vielen Fachrichtungen aus zu beleuchten.
Warum eine internationale Textilienkonferenz in Hallstatt?
Die Region Hallstatt wurde 1997 ins UNESCO Weltkultur- und -naturerbe aufgenommen. Ausschlaggebend dafür waren die bedeutenden archäologischen und speläologischen Fundstätten sowie die seltene Fauna und Flora.
Die besondere Bedeutung Hallstatts beruht auf seinem archäologischen Erbe: Die Salzgewinnung in Hallstatt, deren dreieinhalbtausendjährige kulturelle Kontinuität bis in die mittlere Bronzezeit zurückreicht, hat den Reichtum der Grabfunde begründet, nach denen eine ganze Epoche den Namen Hallstattzeit erhalten hat.
Salzwelten Hallstatt
Im neuzeitlichen Salzbergwerk Hallstatt (seit 1311) hat man immer wieder Spuren eines älteren, prähistorischen Bergbaus entdeckt. Es handelt sich um drei aufeinander folgende prähistorische Bergwerke, die Nordgruppe (1600-800 v. Chr.), Ostgruppe (800-300 v. Chr.) und Westgruppe (um Christi Geburt).
Eine herausragende Stellung haben die Funde aus dem Bergwerk, da sich hier durch die Konservierung im Salz auch organische Funde wie Textilien, Leder, Fell, Holz erhalten haben. Da diese Materialien durch ihre Vergänglichkeit nur sehr selten an anderen archäologischen Fundplätzen entdeckt werden, haben vor allem auch die Textilreste für die Archäologie besondere Bedeutung.
Die Textilüberreste aus dem Salzbergwerk sind größtenteils aus Wolle und teils extrem fein und sehr hochwertig. Die Stoffe wurden in der Eisenzeit am Gewichtswebstuhl gefertigt, wobei nicht nur die einfache Leinenbindung gewebt wurde. Die beliebteste Bindungsart in Hallstatt ist der Gleichgratköper, seltener sind Spitzgrat- (oder Fischgrat-)körper, oder auch Panamabindung.
Eine interessante und ausgefeilte Musterungstechnik ist jene, bei der einfacher Gleichgratköper gewebt wurde. Da sich jedoch S- und Z- gedrehte Garne streifenweise abwechseln, entsteht der optische Eindruck, es würde sich um einen Spitzköper handeln. Je nach Lichteinfall erscheinen die verschiedenen Streifen dunkler als die anderen.
Bei den Webereien sind die Anfangskanten oft als Ripskanten gestaltet, da diese sehr stabil sind. Rips ist neben den Webkanten auch in Form von Bändern zu finden, die in Gitterweberei gefertigt wurden. Die Ripsbänder sind teilweise auch mehrfarbig ausgeführt. In der Hallstattzeit schätzte man offenbar farbige Bänder als Besatz von Gewandkanten, wie dies auch die Brettchengewebe eindrucksvoll zeigen. Eines davon war offensichtlich als Ärmelbesatz verwendet worden.
Die hallstattzeitlichen WeberInnen haben bereits Garne oder auch die fertigen Stoffe künstlich gefärbt (blau, gelb, grün...); man hat sich aber auch die natürlichen Farben der Schafhaare (weiß, braun, schwarz) zunutze gemacht. Dies ist besonders in den Streifenmustern und "Schotten"-Muster sichtbar, die sich aus verschiedenfarbigen Kett- und Schussfäden ergeben.
In Hallstatt fallen auch die vielen Beispiele von Näharbeiten, und damit für planvolle Schneiderei auf. Die Säume und Nähte wurden mit großem Geschick ausgeführt, wie eine Ziernaht in braun und weiß eindrucksvoll zeigt. Es sind auch mehr oder weniger sorgfältige Flickungen mit teils sehr groben Fäden vorhanden, die anscheinend ad hoc vorgenommen wurden.
Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis Dienstag, dem 13. Mai unter irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
(Achtung: beschränkte TeilnehmerInnenzahl!)
am Dienstag, dem 20. Mai 2014, um 10.30 Uhr im Restaurant "Rudolfsturm" (Eingang Hallstätter Hochtal) mit anschließender Besichtigung der Originalfundstellen der Textilien im Prähistorischen Bergwerk Hallstatt
Ablauf:
Begrüßung durch
- Alexander Scheutz, Bürgermeister von Hallstatt
- Dr. Herbert Kritscher, Wirtschaftlicher Geschäftsführer und Vizedirektor NHM Wien
Zur Kooperation zwischen Salzwelten und NHM Wien
- Kurt Thomanek, Geschäftsführer Salzwelten
Über die Neuaufstellung der Prähistorischen Sammlung des NHM Wien
- Dr. Anton Kern, Direktor der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien
Der Hallstätter Salzberg - eine einmalige archäologische Fundstelle
- Mag. Hans Reschreiter, Prähistorische Abteilung des NHM Wien
Eisenzeitliche Textilkunst aus Hallstatt
- Dr. Karina Grömer, Prähistorische Abteilung des NHM Wien
Dr. Karina Grömer zum Textilien-Kongress im O-Ton finden Sie hier.
Über das 12. Nordeuropäische Symposium für archäologische Textilien (NESAT)
- Dr. Lise Bender Juergensen, Universität Trondheim, Norwegen
Vom 21. bis 24. Mai 2014 tagen über 215 TeilnehmerInnen aus rund 28 verschiedenen Nationen (alle europäische Staaten sowie die USA, Israel, Australien, Neuseeland und Japan) beim 12. NESAT-Symposium in Hallstatt.
Das Nordeuropäische Symposium für archäologische Textilien (NESAT) findet seit 1981 alle drei Jahre statt und befasst sich mit Funden aus ganz Europa. Zu den Teilnehmern zählen u.a. TextilarchäologInnen, HistorikerInnen, KunsthistorikerInnen, NaturwissenschaftlerInnen, Textilrestau-ratorInnen, HandwerkerInnen und Autodidakten. So wird es möglich, textilarchäologische Themen von vielen Fachrichtungen aus zu beleuchten.
Warum eine internationale Textilienkonferenz in Hallstatt?
Die Region Hallstatt wurde 1997 ins UNESCO Weltkultur- und -naturerbe aufgenommen. Ausschlaggebend dafür waren die bedeutenden archäologischen und speläologischen Fundstätten sowie die seltene Fauna und Flora.
Die besondere Bedeutung Hallstatts beruht auf seinem archäologischen Erbe: Die Salzgewinnung in Hallstatt, deren dreieinhalbtausendjährige kulturelle Kontinuität bis in die mittlere Bronzezeit zurückreicht, hat den Reichtum der Grabfunde begründet, nach denen eine ganze Epoche den Namen Hallstattzeit erhalten hat.
Salzwelten Hallstatt
Im neuzeitlichen Salzbergwerk Hallstatt (seit 1311) hat man immer wieder Spuren eines älteren, prähistorischen Bergbaus entdeckt. Es handelt sich um drei aufeinander folgende prähistorische Bergwerke, die Nordgruppe (1600-800 v. Chr.), Ostgruppe (800-300 v. Chr.) und Westgruppe (um Christi Geburt).
Eine herausragende Stellung haben die Funde aus dem Bergwerk, da sich hier durch die Konservierung im Salz auch organische Funde wie Textilien, Leder, Fell, Holz erhalten haben. Da diese Materialien durch ihre Vergänglichkeit nur sehr selten an anderen archäologischen Fundplätzen entdeckt werden, haben vor allem auch die Textilreste für die Archäologie besondere Bedeutung.
Die Textilüberreste aus dem Salzbergwerk sind größtenteils aus Wolle und teils extrem fein und sehr hochwertig. Die Stoffe wurden in der Eisenzeit am Gewichtswebstuhl gefertigt, wobei nicht nur die einfache Leinenbindung gewebt wurde. Die beliebteste Bindungsart in Hallstatt ist der Gleichgratköper, seltener sind Spitzgrat- (oder Fischgrat-)körper, oder auch Panamabindung.
Eine interessante und ausgefeilte Musterungstechnik ist jene, bei der einfacher Gleichgratköper gewebt wurde. Da sich jedoch S- und Z- gedrehte Garne streifenweise abwechseln, entsteht der optische Eindruck, es würde sich um einen Spitzköper handeln. Je nach Lichteinfall erscheinen die verschiedenen Streifen dunkler als die anderen.
Bei den Webereien sind die Anfangskanten oft als Ripskanten gestaltet, da diese sehr stabil sind. Rips ist neben den Webkanten auch in Form von Bändern zu finden, die in Gitterweberei gefertigt wurden. Die Ripsbänder sind teilweise auch mehrfarbig ausgeführt. In der Hallstattzeit schätzte man offenbar farbige Bänder als Besatz von Gewandkanten, wie dies auch die Brettchengewebe eindrucksvoll zeigen. Eines davon war offensichtlich als Ärmelbesatz verwendet worden.
Die hallstattzeitlichen WeberInnen haben bereits Garne oder auch die fertigen Stoffe künstlich gefärbt (blau, gelb, grün...); man hat sich aber auch die natürlichen Farben der Schafhaare (weiß, braun, schwarz) zunutze gemacht. Dies ist besonders in den Streifenmustern und "Schotten"-Muster sichtbar, die sich aus verschiedenfarbigen Kett- und Schussfäden ergeben.
In Hallstatt fallen auch die vielen Beispiele von Näharbeiten, und damit für planvolle Schneiderei auf. Die Säume und Nähte wurden mit großem Geschick ausgeführt, wie eine Ziernaht in braun und weiß eindrucksvoll zeigt. Es sind auch mehr oder weniger sorgfältige Flickungen mit teils sehr groben Fäden vorhanden, die anscheinend ad hoc vorgenommen wurden.
Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis Dienstag, dem 13. Mai unter irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
(Achtung: beschränkte TeilnehmerInnenzahl!)
Erste 3-D-Darstellung der neugestalteten Schausäle der Prähistorischen
Abteilung. Geplante Wiedereröffnung: Frühjahr 2015
© NHM Wien
Erste 3-D-Darstellung der neugestalteten Schausäle der Erste 3-D-Darstellung
der neugestalteten Schausäle der Prähistorischen Abteilung. Geplante Wiedereröffnung: Frühjahr 2015
© NHM Wien
Tabula III aus dem Bericht von J.G. Ramsauer 1850, angefertigt von Isidor
Engl
„No. 13, 14, 15, 16, 17
und 18 mehrere Stücke verschiedenartiger Wollenstoffe, deren Arbeit von Kennern bewundert, den neuersten Wollstoffen in der
Bearbeitung gleich gehalten, und wenn nicht diese im ganzen Salzberge eingeschlossen wären, dieß als eine Täuschung erklärt
werden würde.“ Johann Georg Ramsauer 1850
© NHM Wien
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Über 400 Bernsteinperlen in den neu entdeckten Frauengräbern in der Norderweiterung
des Gräberfeldes in Hallstatt
© NHM Wien
Über 200 internationale Textilarchäologen tagen in Hallstatt. Prähistorische Textilfunde geben Auskunft über Modegeschichte
und damit verbundene Handwerkstechniken. Am 20. Mai 2014 findet ein Pressegespräch mit anschließender Besichtigung der Originalfundstellen
der Textilien im Prähistorischen Bergwerk Halstatt statt.
https://www.youtube.com/watch?v=odCCnheKN6I&feature=youtu.be