Keramik-Bergungsverfahren
Für die Bergung der stark zerscherbten Keramikgefäße des Hallstätter Gräberfeldes haben die Restaurator*innen ein eigenes
Bergungsverfahren entwickelt. Da die Gefäße in den Gräbern zwar stark zerdrückt sind, die zueinander gehörenden Scherben aber
noch direkt nebeneinander liegen, waren die Restaurator*innen darauf bedacht, die Position der Scherben beim Bergen möglichst
wenig zu verändern.
Dazu werden die Scherben auf quadratische Holzbretter gelegt, die jeweils mit einem Vliesstoff bespannt sind. Die Scherben
werden beim Bergen einzeln entnommen und auf dem Brett so weit als möglich so angeordnet, wie sie im Boden aufgefunden wurden.
Die Keramik von zerscherbten Gefäßen liegt in den Gräbern oft in mehreren Lagen übereinander. Für jede Lage wird ein eigenes
Brett benutzt. Wenn ein Brett gefüllt ist, wird es mit angefeuchtetem Zellstoff bedeckt und eng mit Adhäsionsfolie umspannt.
Dadurch können sich die Scherben nicht mehr verlagern und die Platten können platzsparend und sicher senkrecht stehend transportiert
werden.
In der Restaurierwerkstatt angelangt, werden die Bretter ausgepackt und fotografiert. Das Foto eines jeden Brettes wird im
Maßstab 1:1 ausgedruckt und auf ein neues Brett gleichen Formats gelegt. Die Scherben werden anschließend einzeln gereinigt
und auf ihre ursprüngliche Position gelegt, die durch das Foto leicht zu identifizieren ist. Danach werden die Bruchflächen
gereinigt. Dies geschieht in der Prähistorischen Abteilung meist mit Hilfe eines Sandstrahlgerätes, da dadurch die scharfen
Bruchkanten am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die vollständig gereinigten Keramikfragmente werden auf ein drittes Brett mit einem maßstabsgetreuen 1:1 Foto gelegt und können
nun ohne langes Suchen nach Anpassungen rasch zusammengefügt werden. Durch dieses Verfahren, das beim Bergen einen etwas höheren
Zeitbedarf erfordert als das einfache Aufsammeln, wird beim Zusammensetzen in der Restaurierwerkstatt etwa ¾ des ursprünglichen
Zeitaufwandes eingespart.
Sicherung von Metall mittels Cyclododekan
Seit 2009 verwenden die Restaurator*innen zur Sicherung von stark angegriffenen Objekten, besonders von solchen aus Metall,
auch Cyclododekan. Dabei handelt es sich um eine Kohlenwasserstoffverbindung, die sich durch das Erwärmen in einem Wasserbad
verflüssigen lässt. Das flüssige Cyclododekan wird mit einem Pinsel in mehreren Schichten auf die Funde aufgetragen. Beim
Abkühlen härtet es wieder aus und bildet so eine stabilisierende Schutzschicht für den Transport. Innerhalb von 14 Tagen löst
sich das Material selbständig und rückstandslos wieder auf, sodass die Objekte in der Werkstatt unter optimalen Bedingungen
restauriert werden können.