Ansprechperson: Dr. Stefan Eichert
Aus Laa an der Taya in Niederösterreich stammt das Grab einer Gotin, das 1908 zufällig entdeckt wurde. Durch die Trachtbestandteile
kann es in die erste Hälfte des 5. Jhs. datiert werden. Besonders schön ist die Perlenkette aus Bernstein, Bergkristall, Glas,
Milchquarz, Karneol und Quarz, die auf die Herkunft der Verstorbenen aus dem Schwarzmeergebiet hinweist.
Ins 5. Jahrhundert datiert auch ein 99cm langes eisernes Schwert (Spatha) mit Parierstange und flacher Griffangel sowie Silberbeschlägen
vom nicht erhaltenen Holzgriff, das in Wien Leopoldau gefunden wurde.
Eine Bestattung vom selben Fundort, die ebenfalls zur Sammlung Frühgeschichte des Naturhistorischen Museums gehört, führt
die Grausamkeit der Auseinandersetzungen zwischen Hunnen und Awaren drastisch vor Augen: Im 1932 entdeckten Grab fanden sich
die Überreste eines Mannes, dessen Schädelkalotte zwei schwere Hiebverletzungen aufwies. In einem Lendenwirbel steckte außerdem
eine dreiflügelige eiserne Pfeilspitze. Die Analyse der Verletzungen gewährt einen detaillierten Einblick in die letzten Sekunden
des Lebens dieses Menschens.
Eine sehr umfangreiche Ergänzung erfuhr die Sammlung durch die Ausgrabung des größten bisher erfassten langobardischen Gräberfeldes
in Maria-Ponsee, die vom Bundesdenkmalamt durchgeführt wurde. In den rund 100 Gräbern fanden sich Reste von Waffen, Becher
aus Glas, figürlich verzierte Beschlagbleche, vergoldete Bügelfibeln und vieles mehr.
Ein Highlight der Sammlung ist das Grab einer langobardischen Prinzessin aus Hauskirchen. Das Grab mit der Fundnummer 13 des
Gräberfeldes gilt als bedeutendstes Grab der Langobardenzeit in Österreich. Der Verstorbenen waren 2 Pferde, die ehemals wohl
einen Wagen gezogen haben, mitgegeben worden. Das Grab wurde leider vermutlich nur wenige Jahre nach der Beisetzung der Verstorbenen
beraubt. Ganz gründlich waren die Räuber dabei nicht, denn sie haben unter anderem ein Depot mit einer Vielzahl von Pferdebeschlägen
übersehen.
Die Funde der frühgeschichtlichen Sammlung umfassen darüber hinaus Objekte aus der Zeit bis in das ausgehende 10. Jahrhundert,
als Österreich zum ersten Mal unter dem Namen "Ostarrichi" urkundlich genannt wird.