Geschichte der Archäozoologie und der Sammlung
Die Entdeckung der Pfahlbauten in den Schweizer Seen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts, und die damit verbundene erstmalige
Bergung umfangreichen Knochenmaterials der Jungsteinzeit, führte zur Entstehung der Archäozoologie, die fortan in der Schweiz
mit großer Energie vorangetrieben wurde.
Auch in Österreich-Ungarn gab es bald einige Untersuchungen ähnlicher Zielsetzung, deren Umfang aber stets bescheiden blieb.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befasste sich vor allem die Lehrkanzel für Tierzucht an der damaligen Hochschule
für Bodenkultur u. a. mit osteologischen Untersuchungen zur Abstammung und Geschichte der Wirtschaftstiere. Vor allem den
Professoren Leopold Adametz und Johann Wolfgang Amschler verdanken wir eine Reihe von einschlägigen Arbeiten. Die von Adametz
angelegte, umfangreiche Sammlung von Schädeln alter Haustierlandrassen ist heute Bestandteil der Archäologisch-Zoologischen
Sammlung. Die in Österreich danach eingetretene, Jahrzehnte anhaltende Vernachlässigung des Fachs wurde erst durch die Gründung
der Archäologisch-Zoologischen Sammlung überwunden.
Die Archäologisch-Zoologische Sammlung zählt zu den jungen Einrichtungen des Naturhistorischen Museum Wien. Die enorm anwachsende Nachfrage archäologischer Stellen nach zoologischer Befundung von Tierknochenfunden aus vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen machte eine entsprechende methodische und personelle Ausstattung notwendig, die 1972 durch Personalzuwachs und organisatorische Abgliederung aus der Säugetiersammlung der 1. Zoologischen Abteilung geschaffen wurde. Die neue Sammlung verblieb zunächst in enger personeller, struktureller und räumlicher Verflechtung mit der Säugetiersammlung. Rasch wachsende Schwierigkeiten mit der Unterbringung von Sammlungsmaterial und immer beengtere Arbeitsbedingungen machten 1992 eine Neuorganisation und den Umzug in neue Räumlichkeiten unumgänglich. 1995 konnte die Sammlung schließlich neu geschaffene Dachgeschossräume beziehen.