Archäometrische Keramikanalysen der Beigaben aus dem Gräberfeld

Im früheisenzeitlichen Gräberfeld von Hallstatt wurden den Toten beim Begräbnis neben anderen Gebrauchs- und Schmuckgegenständen auch Keramikgefäße ins Grab mitgegeben. Ausgewählte Exemplare dieser Gefäße wurden in jüngster Zeit mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht, um Näheres über den Ort und die Methoden ihrer Herstellung herauszufinden.

Dünnschliffuntersuchung
Fragen und Schwerpunkte
Erkenntnisgewinn durch archäometrische Untersuchungen
Sample der ersten Probenserie
Bisherige Ergebnisse und Interpretation
 

Dünnschliffuntersuchung

Die Untersuchungsmethode: Unter den am häufigsten angewandten Methoden der archäometrischen Keramikanalyse liefern vor allem die Dünnschliffuntersuchungen Informationen zur Mikrostruktur der Keramik und beantworten dadurch neben Fragen zur Materialzusammensetzung auch solche zur Töpfertechnologie. Aus diesen Gründen wurde die Dünnschliffanalyse als Untersuchungsmethode für die Keramik von Hallstatt ausgewählt.

Ein Keramikdünnschliff ist eine 0,03 mm dicke Keramikscheibe zwischen zwei Glasplättchen, die unter einem Lichtmikroskop untersucht wird. Für die Anfertigung eines Dünnschliffes wird ein ca. 2 x 4 cm großes Keramikstück benötigt.
 

Fragen und Schwerpunkte

Dünnschliffanalysen können Erkenntnisse zu folgenden konkreten Fragestellungen liefern:
  • Eigenschaften der bei der Herstellung verwendeten Rohmaterialien (Ton, Zuschlagstoffe)
  • Verwendete Verfahren bei der Tonvorbereitung
  • Verwendete Verfahren beim Aufbau und bei der Verzierung der Gefäße
  • Technologie des Brandes (Brenntemperatur, Brennatmosphäre, Brenndauer, Gruben- oder Ofenbrand)

Dünnschliffanalysen können um drei thematische Schwerpunkte aufgebaut werden:
  • Gruppierung der Keramik anhand der Materialzusammensetzung
  • Herkunftsanalyse
  • Töpfertechnologie
 

Erkenntnisgewinn durch archäometrische Untersuchungen

Die Interpretation der Dünnschliffanalysen bringt neben diesen primären Ergebnissen auch Erkenntnisse zu Wirtschaft und Handel sowie zur Weitergabe und zur Ausbreitung von Technologien. Warum Keramik aus Hallstatt mit archäometrischen Methoden untersuchen?

Das Salzbergwerk von Hallstatt stellt eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren der frühen Eisenzeit in Mitteleuropa dar. Es ist hier mit vielfältigen wirtschaftlichen Verbindungen zu rechnen. Jedoch ist bislang unklar, ob die Hallstätter Bergleute ausschließlich mit der Gewinnung von Salz beschäftigt waren und alle anderen Produkte aus dem näheren und weiteren Umfeld zukauften, oder ob sie den Bedarf an Gegenständen und eventuell auch an Lebensmitteln zum Teil durch eigene Erzeugung deckten.

Durch die archäometrischen Keramikanalysen sollte also in erster Linie geklärt werden, ob eine lokale Keramikproduktion am Salzberg von Hallstatt aufgrund der Materialzusammensetzung der Proben angenommen werden kann. Weiters sollten die untersuchten Keramikproben zeigen, ob die Herstellung der Keramikgefäße in Werkstätten stattfand oder ob eher mit einzelnen, vielleicht nur saisonal arbeitenden Töpfern zu rechnen ist. Bei Gefäßen, die nach Hallstatt importiert wurden, sollten die Keramikuntersuchungen nach Möglichkeit auch Informationen über deren Herkunftsregionen liefern.
 

Sample der ersten Probenserie

Für die erste Probenserie wurden aus zwei reichen Gräbern der Periode Hallstatt C (Grab N13 und Grab N32) insgesamt zehn Keramikgefäße ausgesucht. Durch diese Probenauswahl sollte sichergestellt werden, dass in der ersten Etappe der Keramikanalysen Erscheinungen einer Zeitepoche erfasst werden, um eine „Momentaufnahme“ der Keramikproduktion und des Keramikgebrauchs im Hallstätter Salzbergtal bekommen zu können.

Die Ergebnisse dieser ersten Untersuchungsetappe sollen dann in späterer Folge mit Proben früherer bzw. späterer Zeitstellung ergänzt werden und als Grundlage für die Untersuchung chronologischer Entwicklungen in der Keramikproduktion bzw. im Keramikgebrauch der Hallstätter Bevölkerung dienen.
 

Bisherige Ergebnisse und Interpretation

Die ersten archäometrischen Keramikanalysen zu Hallstatt brachten das überraschende Ergebnis, dass bei sieben der zehn beprobten Gefäße eine lokale Herstellung direkt im Hallstätter Salzbergtal gut möglich ist. Dieses Ergebnis basiert auf dem Vergleich der Materialzusammensetzung der Keramikproben mit detaillierten geologischen Karten des Salzbergtales. Das Rohmaterial der sieben Gefäße ist nicht sehr einheitlich, was auf eine wenig standardisierte Produktion hindeutet.

Drei der untersuchten Keramikgefäße gelangten höchstwahrscheinlich als Importgüter nach Hallstatt. Bei einem Gefäß aus Grab N32 (Fundnummer 484) ist aufgrund von Überresten von Lebewesen im Scherbenmaterial eine Herkunft im näheren westlichen Umfeld von Hallstatt, in der Umgebung von Gosau, gut möglich. Bei den anderen zwei wahrscheinlich nicht am Hallstätter Salzberg selbst hergestellten Gefäßen (Grab N13, Fundnummer 859 und 868) ist eine nähere Herkunftsbestimmung zurzeit noch nicht möglich.

Das wichtigste Ergebnis der bisherigen archäometrischen Analysen zur Keramik aus dem Hallstätter Gräberfeld ist, dass die Möglichkeit von Keramikherstellung im Salzbergtal aufgezeigt wurde. Das heißt, nach den Ergebnissen der durchgeführten petrographischen Dünnschliffanalysen ist es möglich, dass die Bevölkerung des Salzberges neben der Salzgewinnung auch andere Tätigkeiten ausübte.

: Keramikgefäß aus Grab N32, Fundnummer 1516, aus dem Gräberfeld von Hallstatt. (Bild: M. Hantschl - NHM Wien)
Keramikgefäß aus Grab N32, Fundnummer 1516, aus dem Gräberfeld von Hallstatt. (Bild: M. Hantschl - NHM Wien)
: Dünnschliff des Keramikgefäßes aus Grab N13 (Fundnummer 868) Lichtverhältnisse im Mikroskop: unter gekreuzten Polarisatoren; längere Seite des Bildes entspricht 2,2 mm. Im Bild ist eine weitgehend kalkfreie Grundmasse zu sehen, mit mono- und polykristallinen (aus einem bzw. aus mehreren Kristallen bestehenden) Quarzen und Feldspäten (weiße, graue und schwarze Körner; im linken unteren Bildviertel ist ein großes polykristallines Quarzkorn sichtbar) sowie mit kleinen nadelförmigen Muskovitkristallen (in blauer und grüner Farbe). Dieses Gefäß gelangte aller Wahrscheinlichkeit nach als Import auf den Hallstätter Salzberg. (Bild: H. Herold - VIAS-Universität Wien)
Dünnschliff des Keramikgefäßes aus Grab N13 (Fundnummer 868) Lichtverhältnisse im Mikroskop: unter gekreuzten Polarisatoren; längere Seite des Bildes entspricht 2,2 mm. Im Bild ist eine weitgehend kalkfreie Grundmasse zu sehen, mit mono- und polykristallinen (aus einem bzw. aus mehreren Kristallen bestehenden) Quarzen und Feldspäten (weiße, graue und schwarze Körner; im linken unteren Bildviertel ist ein großes polykristallines Quarzkorn sichtbar) sowie mit kleinen nadelförmigen Muskovitkristallen (in blauer und grüner Farbe). Dieses Gefäß gelangte aller Wahrscheinlichkeit nach als Import auf den Hallstätter Salzberg. (Bild: H. Herold - VIAS-Universität Wien)
: Dünnschliff des Keramikgefäßes aus Grab N32 (Fundnummer 1516) Lichtverhältnisse im Mikroskop: unter gekreuzten Polarisatoren; längere Seite des Bildes entspricht 2,2 mm. Im Bild ist eine kalkhaltige Grundmasse mit wenigen kleinen, meist abgerundeten monokristallinen (aus einem Kristall bestehenden) Quarzen und Feldspäten (weiße, graue und schwarze Körner) zu sehen. Die drei schwarz-weißen mikrokristallinen (aus sehr kleinen Kristallen bestehenden) Partikel in der rechten Bildhälfte sind Hornsteinbruchstücke;links der Bildmitte ist ein großer eisenhaltiger (dunkelbraun) und ein kalkhaltiger (hellbraun), aus Ton bestehender Partikel mit Einschlüssen sichtbar. Am oberen Bildrand links der Bildmitte sowie am unteren Bildrand ungefähr in der Bildmitte sind zwei kleine, kantige, perlmuttfarbige Körner sichtbar, dies sind Bruchstücke kalkhaltiger Gesteine. Die Mineralzusammensetzung dieses Dünnschliffes entspricht, aufgrund der geologischen Karten, aller Wahrscheinlichkeit nach einem lokalen Keramikrohstoff vom Hallstätter Salzberg. (Bild: H. Herold - VIAS-Universität Wien)
Dünnschliff des Keramikgefäßes aus Grab N32 (Fundnummer 1516) Lichtverhältnisse im Mikroskop: unter gekreuzten Polarisatoren; längere Seite des Bildes entspricht 2,2 mm. Im Bild ist eine kalkhaltige Grundmasse mit wenigen kleinen, meist abgerundeten monokristallinen (aus einem Kristall bestehenden) Quarzen und Feldspäten (weiße, graue und schwarze Körner) zu sehen. Die drei schwarz-weißen mikrokristallinen (aus sehr kleinen Kristallen bestehenden) Partikel in der rechten Bildhälfte sind Hornsteinbruchstücke;links der Bildmitte ist ein großer eisenhaltiger (dunkelbraun) und ein kalkhaltiger (hellbraun), aus Ton bestehender Partikel mit Einschlüssen sichtbar. Am oberen Bildrand links der Bildmitte sowie am unteren Bildrand ungefähr in der Bildmitte sind zwei kleine, kantige, perlmuttfarbige Körner sichtbar, dies sind Bruchstücke kalkhaltiger Gesteine. Die Mineralzusammensetzung dieses Dünnschliffes entspricht, aufgrund der geologischen Karten, aller Wahrscheinlichkeit nach einem lokalen Keramikrohstoff vom Hallstätter Salzberg. (Bild: H. Herold - VIAS-Universität Wien)
: Keramikgefäß aus Grab N13 (Fundnummer 868) aus dem Gräberfeld von Hallstatt: Die weiße Kreidemarkierung am Gefäß zeigt die Stelle der Probenentnahme. (Bild: M. Hantschl - NHM Wien)
Keramikgefäß aus Grab N13 (Fundnummer 868) aus dem Gräberfeld von Hallstatt: Die weiße Kreidemarkierung am Gefäß zeigt die Stelle der Probenentnahme. (Bild: M. Hantschl - NHM Wien)
  
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