Prähistorische Almwirtschaft

Hochalpine Gründlandbewirtschaftung ist bereits für das Neolithikum nachgewiesen. Auf dem östlichen Dachsteinplateau wurden bisher 21 prähistorische Almhütten nachgewiesen. Die bronzezeitliche Salzmetropole Hallstatt verfügte aufgrund ihrer Lage zwischen dem Dachsteingebirge und dem Hallstätter See nur über wenige landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Es ist daher wahrscheinlich, dass zur Versorgung der Bergleute mit Nahrungsmitteln auch das Dachsteingebirge mit seinen vielfältigen und großflächigen Urweiden genutzt wurde.

Zum Begriff der Almwirtschaft
Urgeschichtliche Hüttenreste auf dem östlichen Dachsteinplateau
Lage der prähistorischen Almen
Bronzezeitliche Almhütten in der Lackenofengrube und auf der Königreichalm
Konstruktionsweise der bronzezeitlichen Almhütten
 

Zum Begriff der Almwirtschaft

Der Begriff Almwirtschaft deckt unterschiedliche Formen der Weidenutzung ab. Die „traditionelle“ Almwirtschaft verfügt über eine Sennerei, in der die Milch vor Ort verarbeitet wird. Es gibt aber auch Milchalmen, von denen die Milch zur Verarbeitung ins Tal transportiert wird. Auch die reine Viehhaltung für die Fleischproduktion, die Sömmerung, zählt dazu. Die Almbewirtschaftung entlastete die Talweiden um den Heimhof, ermöglichte Ackerbau und Futtergewinnung für den Winter. Alm und Heimhof bildeten eine untrennbare wirtschaftliche Einheit, ohne die ein Überleben in inneralpinen Regionen undenkbar gewesen wäre.
 

Urgeschichtliche Hüttenreste auf dem östlichen Dachsteinplateau

Auf dem 280 km² großen östlichen Dachsteinplateau wurden bisher 21 urgeschichtliche Hüttenreste nachgewiesen. Radiokohlenstoff- bzw. AMS-Datierungen von Holzkohle aus dem Hüttenbereich stellen die Mehrzahl davon in die mittlere Bronzezeit. Die Hüttenreste sind an ihren verschliffenen Steinkränzen zu erkennen, die im Steingewirr des Karstes nur von einem geübten Auge ausgemacht werden können. Langjährige Feldforschungen waren daher die Voraussetzung für deren Entdeckung. Alle Hüttenreste befinden sich in natürlichen Weideregionen zwischen 1300 und 2100 m Höhe. Sie bezeugen eine urgeschichtliche Almwirtschaft von 1700 bis 1000 v. Chr.
 

Lage der prähistorischen Almen

Der Mangel an Weideland im Tal förderte zunächst die Bewirtschaftung der natürlichen hochalpinen Grünflächen. Diese sogenannten „Urweiden“ fand man vor allem in den Karstmulden, im lichten Baumbestand und in den darüber liegenden Grasflächen. Eine Besonderheit auf dem aus Kalkgesteinen aufgebauten Dachsteingebirge sind die mit einem eigenen Kleinklima ausgestatteten Karstmulden. In diesen bereits ab 1200 m Seehöhe anzutreffenden „Gruben“ bilden sich Kälteseen. Wasserstauende tonige Sedimente und eingetragene Pflanzenreste fördern die Humusbildung. Schnee bleibt dort länger liegen, und Reif bildet sich bereits im Spätsommer. Strauch- und Baumbewuchs werden behindert, sodass natürliches Grünland mit Gräsern und Kräutern entsteht.
 

Almhütten in der Lackenofengrube und auf der Königreichalm

Bronzezeitliche Hüttenreste findet man vorwiegend in solchen Karstmulden. Bisher wurden zwei bronzezeitliche Almhüttenreste in der Lackenofengrube ausgegraben, auf 2000 m Höhe, und in der Königreichalm auf 1730 m Höhe. In der Lackenofenhütte wurden Knochenreste von Rind, Schwein oder Hund, Ziege oder Schaf und Pferd geborgen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Knochen von Jungtieren. Es ist daher anzunehmen, dass die Tierhaltung temporär erfolgte, da im Falle einer ganzjährigen Tierhaltung auch Knochen von älteren Tieren vorhanden sein müssten.
 

Konstruktionsweise der bronzezeitlichen Almhütten

Beide Hütten waren wahrscheinlich Blockbauten auf einem Steinsockel aus Trockenmauerwerk. Die Steinmauern waren an der Rückwand, der Wetterseite, mächtiger, während beide Hütten zur Südseite hin offen waren. Vor dem Eingang befanden sich jeweils zwei Feuergruben. Funde von bronzenen Lappenbeilen im Hochwald des Dachsteingebirges könnten auf eine Holzwirtschaft für die Salzgewinnung in Hallstatt hinweisen, Funde von bronzenen Lanzenspitzen auf Jagd. Auch so mancher Säumer mit Salz und Gegenware mag den kürzesten Weg nach Süden über das Dachsteingebirge genommen haben. Diese Tätigkeiten setzten eine Versorgung der Menschen mit Raststationen und Nahrungsmitteln voraus.


: Fundkarte des Dachsteingebirges mit den wichtigsten Wegeverbindungen von Hallstatt in das Ennstal. (Bild: ANISA)
Fundkarte des Dachsteingebirges mit den wichtigsten Wegeverbindungen von Hallstatt in das Ennstal. (Bild: ANISA)
: Grundriss der Hütte in der Lackenofengrube, 1980 m Höhe. (Bild: ANISA)
Grundriss der Hütte in der Lackenofengrube, 1980 m Höhe. (Bild: ANISA)
: Karstgrube in der Königreichalm, 1694 m Höhe: Der gelbe Pfeil zeigt auf den bronzezeitlichen Hüttenplatz. (Bild: F. Mandl)
Karstgrube in der Königreichalm, 1694 m Höhe: Der gelbe Pfeil zeigt auf den bronzezeitlichen Hüttenplatz. (Bild: F. Mandl)
: Hüttenfundament in der Speikberggrube, 1827 m Höhe: Die Hüttenreste sind an ihren verschliffenen Steinkränzen zu erkennen, die oft nur schwer vom Steingewirr des Karstes unterschieden werden können. (Bild: F. Mandl)
Hüttenfundament in der Speikberggrube, 1827 m Höhe: Die Hüttenreste sind an ihren verschliffenen Steinkränzen zu erkennen, die oft nur schwer vom Steingewirr des Karstes unterschieden werden können. (Bild: F. Mandl)
  
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