Johann Georg Ramsauer
(1795 bis 1874)

Johann Georg Ramsauer entdeckte das Hallstätter Gräberfeld und ließ die vermutlich umfangreichsten Dokumentationsunterlagen der frühen Forschungsgeschichte in der europäischen Archäologie anfertigen. 1795 in Hallstatt als Sohn eines Zimmermanns geboren, wurde Ramsauer bereits mit 36 Jahren Bergmeister auf dem Hallstätter Salzberg. Der Pionier der Urgeschichtsforschung hatte ein bewegtes Privatleben: Er war dreimal verheiratet und Vater von insgesamt 22 Kindern.

Kindheit und Ausbildung
Beruflicher Werdegang
Privatleben
Die Entdeckung des Gräberfeldes
Die Erforschung des Gräberfeldes
Auszeichnungen und Ehrungen
 

Kindheit und Ausbildung


Johann Georg Ramsauer erblickte am 7. März 1795 als Sohn des Zimmermanns Jakob Ramsauer und seiner Frau Franziska, geb. Steiner, das Licht der Welt. Er hatte aus der ersten Ehe seines Vaters vier Halbgeschwister, die aber viel älter waren. Ramsauer besuchte zunächst die katholische Marktschule in Hallstatt, mit 13 Jahren fand er Aufnahme bei den Manipulationszöglingen bzw. Bergjungen. Diese kamen in den ersten Jahren nur auf den Salzbergen zum Einsatz und waren als Nachwuchs für die Bergmeisterschaft vorgesehen. Die Ausbildung bestand aus einem umfassenden praktischen und theoretischen Unterricht, mit Schwerpunkten in Zeichnen, Geometrie, Bergfach, Rechnungswesen, sowie Mitarbeit im Salzbergwerk.
 

Beruflicher Werdegang

In seiner weiteren Laufbahn innerhalb des Salinenbetriebes nahm er 1819 die Position eines Büchelschreibers ein, 1820 die eines Geschworenen, 1821 wurde er Schaffer und 1825 Oberschaffer. 1831 übernahm er von seinem Vorgänger Karl Pollhammer die Stellung des Bergmeisters und erlangte schon mit 36 Jahren als „Betriebsleiter“ des Hallstätter Salzbergbaues seine höchsten beruflichen Weihen. Seine fachliche Kompetenz, sein weltoffener Charakter und sein reges Interesse an verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten heben ihn besonders hervor. Bereits als Oberschaffer bewohnte Ramsauer eine Amtswohnung auf dem Salzberg, als Bergmeister bezog er dann seine Zimmer auf dem Rudolfsturm und lebte dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1863.
 

Privatleben

Johann Georg Ramsauer war dreimal verheiratet und hatte insgesamt 22 Kinder. Seine erste Gattin, Anna Maria Riezinger, schenkte ihm acht Kinder, verstarb aber bei der Geburt der jüngsten Tochter. Aus der Ehe mit seiner zweiten Gemahlin Notburga, einer Halbschwester seiner ersten Frau, gingen 14 Kinder hervor; auch sie verschied an Schwäche und Blutfluss zwei Tage nach der Geburt des letzten Kindes. Die dritte Ehe mit Franziska Josefa Serafina Ludwig blieb kinderlos, Ramsauer war damals bereits 64 Jahre alt. Nach 55 Jahren im Dienste der Saline verließ Ramsauer 1863 Hallstatt und übersiedelte gemeinsam mit seiner Frau nach Linz, wo auch eine seiner Töchter verheiratet war. Am 1. Jänner 1874 verstarb er nach kurzer Krankheit und wurde in Linz bestattet.
 

Die Entdeckung des Gräberfeldes

Im November 1846 stießen Salinenarbeiter beim Öffnen einer Schottergrube auf „Antiken“, was Ramsauer veranlasste, die nähere Umgebung zu untersuchen. Dabei legte er sieben Skelette frei. Er wusste, dass auf diesem Terrain alte Grabfunde möglich waren, weil 22 Jahre zuvor unter seinem Vorgesetzten, dem Unterbergmeister Karl Pollhammer, schon ähnliche Leichenfunde zutage gekommen waren. Im Jahr 1847 folgten weitere 24 Gräber.
 

Die Erforschung des Gräberfeldes

Der erste Besuch eines Vertreters vom Museum Francisco-Carolinum in Linz bestätigte Ramsauers Vorgehen im hohen Maße. Neben Lob erhielt Ramsauer auch die Anregung, ein Grabungsprotokoll zu führen, mit Dokumentation der Funde, genauer Beschreibung der Gräber, Lage der Bestattungen und Beifunde. Zwischen 1846 und 1863 legte Ramsauer mit seinen Mitarbeitern insgesamt 980 Grabanlagen frei. Als er 1863 in den Ruhestand versetzt wurde, hielt er das Gräberfeld für erschöpft, weil er in den letzten beiden Jahren im Vergleich zu früher weniger Gräber vorfand. Doch die folgenden Jahrzehnte bewiesen, dass er mit dieser Vermutung falsch lag, wie die weiteren Grabfunde zeigten.
 

Auszeichnungen und Ehrungen

Der österreichische Kaiser Franz Josef I. und seine Gattin Elisabeth hielten sich in den 1850er Jahren regelmäßig in ihrer Sommerresidenz in Bad Ischl auf, bei welcher Gelegenheit sie zusammen mit Mitgliedern des Hofstaates auch die Entdeckungen Ramsauers auf dem Hallstätter Salzberg besuchten. 1855 und 1856 besichtigten die kaiserlichen Hoheiten die Ausgrabungsstätte, und Ramsauer präsentierte den erstaunten Gästen, nicht ganz zufällig, jeweils ausgesuchte, mit reichen Beigaben versehene Gräber. Als Dank für seine Leistungen und Darbietungen erhielt Ramsauer im Jahr 1855 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, ebenso die Großherzoglich-Mecklenburgische Große Silberne Medaille für Wissenschaft und Kunst.


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Johann Georg Ramsauer (1795-1874) (Bild: Museum Hallstatt)
  
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